Gronau-Postkarte vom Maler Knittel

Unser wunderschönes Gronau liegt in den Wäldern des Vorderen Odenwaldes. Gronau hat ca. 1300 Einwohner.

 Es stimmt nicht, dass der Herrgott unser Dorf im Zorn geschaffen hat.

Hier hab ich einen Überblick über die Geschichte Gronaus, er wurde mir vom MGV Eintracht Gronau zur Verfügung gestellt.

Der Überblick zur Geschichte Gronaus soll anhand von einigen Geschehnissen, Einsichten über die Vergangenheit unseres Dorfes vermitteln. Er erhebt deshalb nicht den Anspruch auf eine lückenlose Chronologie, sondern beinhaltet Begebenheiten, die bei der Entstehung und Entwicklung Gronaus eine wesentliche Rolle spielten und seine Bewohner prägten.

Gronau war, wie viele andere umliegenden Gemeinden auch, ursprünglich im Besitz des 763 gegründeten mächtigen Benediktiner Klosters Lorsch, das von Karl dem Großen zum Reichskloster erhoben wurde. Das Kloster, eines der reichsten Klöster in Deutschland, erlebte im 11. Jahrhundert die Blüte seiner Macht. Von der Schweiz bis zu den Niederlanden, vom Elsaß bis nach Thüringen reichte sein ausgedehnter Besitz.

Die Königshalle in Lorsch, ausnahmsweise von der Rückseite

Die Äbte des Klosters beauftragten Vögte mit der Verwaltung dieser weit auseinander liegenden Gebiete. Diese Vögte nun lösten, als Macht und Ansehen des Klosters immer mehr schwanden, allmählich ihre Bindungen an die Zentralgewalt. Sie wurden selbständige Landesfürsten. Im 12. Jahrhundert begann dieser Zerfall und der Kurfürst von der Pfalz und der Erzbischof von Mainz stritten um das Lorscher Erbe. 1232 übergaben Papst und Kaiser dem Erzbischof von Mainz den restlichen Besitz. Im Odenwald war der Schenk von Erbach einer der von den Äbten beauftragten Klostervögte. Um das Land besser verwalten zu können, wurde es in mehrere kleine Bezirke, Ämter, eingeteilt.

Die bislang älteste geschichtliche Erwähnung unseres Dorfes entnehmen wir dem "Lorscher Codex", der berühmten Urkundensammlung des Klosters. In ihm wird ein Gerold von Grunowen erwähnt, der vermutlich in der Zeit zwischen 1150 und 1200 auf der ältesten bekannten Siedlung des Dorfes, dem Gronauer "Fronhof" gesessen haben mag.

Aufgrund seiner auenhaften Umgebung wurde die Ansiedlung "Grunowa" bzw. "Grunowe" genannt, was wiederum mit "Grüne Aue" übersetzt werden kann.

Eine andere Urkunde aus dem Jahr 1837 liefert uns weitere wichtige Erkenntnisse über die Vergangenheit unseres Dorfes. Es handelt sich hier um ein "Jahrgedächtnis", eine letztwillige Stiftung des Schenken Heinrich von Erbach zum Wohle für sein Seelenheil. Hier wird ein Pfarrer in Grunawe, eine Kirche daselbst und ein Hof, der o.a. Fronhof, erwähnt. Später erscheint unser Ort noch mehrmals als pfälzisches Lehen im Besitz des Hauses Erbach, dessen Besitz nach dem Tode des Grafen 1532 unter die drei Söhne verteilt wurde.

Diese wurden im gleichen Jahr in den Grafenstand erhoben. Es gab nun die Grafen von Erbach-Erbach, Erbach-Fürstenau und Erbach-Schönberg. Gronau gehörte politisch zum Amt Schönberg. Das Schloß war schon 1262 erbaut worden, als Amtssitz kam es 1464 an die Schenken von Erbach.

Die Grafen führten 1539 in ihren Landen die Reformation ein. Der damalige Pfarrer Peter Lesch war vorher 20 Jahre lang katholischer Priester im Dorf gewesen. Nun blieb er weitere 20 Jahre lang als evangelisch-lutherischer Pfarrer bis zu seinem Tode 1559 tätig.

Aber auch das Erzbistum Mainz, als Nachfolger der Abtei Lorsch hatte noch Güter in Gronau und vom großen Zehnten ein Drittel, während zwei Drittel der Herrschaft Erbach zukamen. Die Mainzer Besitzungen trugen zum Teil wieder die Erbacher zu Lehen.

 Die Landesherrschaft der Grafen endete mit der Auflösung der Kleinstaaten im Jahre 1806. Auf Befehl Napoleons I. ging die Grafschaft an den Landgrafen Ludwig X. von Hessen-Darmstadt über. Das Kirchenpatronat blieb den Erbacher Grafen erhalten.

Zur Pfarrei Gronau gehörten vor der Reformation als Filialen Schannenbach und Scheuerberg. Nach der Einführung der Reformation wurden der Pfarrei die Dörfer Schönberg, Zell und Wilmshausen zugeteilt. Diese gehörten allerdings immer noch, trotz ihrer lutherischen Konfession, zur katholischen Pfarrei Bensheim. In Gronau gingen ihre Einwohner nur zur Kirche und zum Abendmahl, beerdigt wurden sie in Bensheim, die Mitglieder der Familie des Grafen von Erbach-Schönberg in Gronau.

Über das Verhältnis zwischen Obrigkeit und den Dorfbewohnern erfährt man aus den Quellen recht wenig. Als gesichert gilt, das die Gronauer jener Zeit Leibeigene und Hörige waren. Sie lebten in einem patriarchalischen Verhältnis und es wird nirgends von angespannten Beziehungen zwischen den Amtmännern und den Gronauern berichtet. Die Verwalter schienen stets verantwortungsvoll gegenüber ihren Untergebenen gehandelt zu haben. Während in anderen Dörfern Bauernunruhen das Leben der dörflichen Gemein-schaft prägten, blieb Gronau von solchen Ereignissen unberührt. In den Kirchenbüchern wird von Patenschaften der Amtsleute bei Bauerntaufen berichtet. 

Der heutige Dorfplatz, "Der Römer", war zu dieser Zeit wesentlich kleiner. Ihn umgaben die Kirche, die große Linde, der Hof, eine Hube und das Rathaus. Unter der Linde wurden kleine Streitfälle durch das Haingericht geregelt. Es war zuständig für alle Angelegenheiten der lokalen öffentlichen Ordnung und Streitfälle innerhalb der Einwohnerschaft.

Der Römer in Gronau

Dank seiner geographischen Lage blieb das Dorf vor marodierenden Soldaten weitgehend verschont. Vor Seuchen allerdings konnte die Bevölkerung nicht bewahrt werden; auch der 30-jährige Krieg hinterließ seine Spuren.

Wenn auch die Landesherrschaft der Grafen von Erbach 1806 zu Ende ging, so blieb ihnen das Kirchenpatronat erhalten. Als Pfarrer Wilhelm Nieß 1820 das Gronauer Kirchspiel übernommen hatte, sah er sich mit der Aufgabe konfrontiert, die damalige Kirche wegen ihrer Baufälligkeit zu renovieren und wegen der zunehmenden Zahl an Gläubigen zu erweitern. Kulturhistorisch betrachtet wäre die Erhaltung der alten Kirche wertvoller als ein Neubau gewesen, aber der Grad der Baufälligkeit und die finanzielle schwache Situation zwangen zum Abriß der im gotischen Stil gebauten alten Kirche.

Die gotischen Gewände der Chorfenster sind heute in der Klosterruine auf dem Heiligenberg in Jugenheim zu sehen. Eines der wenigen Bilder, die vom Aussehen der 1831 abgerissenen Kirche Zeugnis geben, wurde im Jahr 1814 gefertigt. Es hängt heute in Berlin, ehemals Ost-Berlin, im dortigen Kupferstichkabinett. Der schmucklos gefertigte Neubau (1834) gefiel nicht sehr. Pfarrer Haupt (1865-1881) hatte so viele Mängel zu beklagen, so daß man von einem unbefriedigenden Bauwerk sprechen konnte. Erst weitere erhebliche Umbauten schufen das heutige Aussehen der Kirche.

1885 verfügt die evangelische Kirchengemeinde auch über einen ersten Kindergarten. Der damalige Kindergarten war allerdings als Kleinkinderschule betrachtet worden, nannte man die Leiterin auch Lehrerin. Sie mußte auch den Handarbeitsunterricht der Schulmädchen übernehmen.

Hatte die geographische Lage Gronaus in den vergangenen Jahr-hunderten die Gronauer vor vielen Unbillen bewahrt, so war dies im letzten Jahrhundert nicht mehr möglich. Die beiden Kriege forderten in gleichem Maße auch hier ihre Opfer wie überall.

Auch die Inflation hinterließ in unserem Ort ihre Spuren. Tagtäglich kamen Menschen aus den umliegenden Städten, um Butter und Fleisch zu kaufen. Sie überboten sich beim Bezahlen der Waren dermaßen, daß selbst "gewissenhafte Menschen sich am Schleichhandel beteiligten". Bemängelt wurde auch die Moral der Jugend. Hierbei insbesondere das abendliche Treiben und der mäßige Kirchenbesuch.

Während der Zeit des so genannten 3. Reiches mussten viele Gronauer, die Zivilcourage zeigten und sich gegen Anordnungen und Weisungen der Behörden zu wehren versuchten, unter Repressalien leiden.

Zur neueren Geschichte Gronaus ist zu sagen, daß am 26.11.1960 der damalige Vorsitzende des Gesangvereins Rudi Weiß zum Bürger-meister gewählt wurde. In seine Amtszeit fällt eine reiche Tätigkeit der Gemeinde Gronau. Gronau expandierte durch zwei Baugebiete (Am Mühlkandel/Auf der Au). Bis zur Eingemeindung nach Bensheim wuchs die Bevölkerung so um 20 Prozent von ca. 780 auf 940 Einwohner. Die Wasserversorgung wurde damals gesichert und ein Tiefbrunnen gebaut. Auch eine neue Schule mit Lehrerwohnung entstand in der Lohrbach, und in Selbsthilfe baute man die Friedhofskapelle. Unter der Leitung von Forstamtmann Schmitt wuchs ein weit gespanntes Wegenetz zur wirtschaftlichen Erschließung des Gemeindewaldes.

Man versteht daher, dass bei diesem andauernden Aufschwung der Gemeinde das Ansinnen einer Eingemeindung keinerlei Gegenliebe unter den Dorfbewohnern fand. 1970 gab es noch eine große Bürgerversammlung in der Gaststätte "Auf der Au", in der es engagiert zuging, in der sich kein einziger Befürworter eines Anschlusses fand und die Gronauer das Gefühl seltener Einmütigkeit erfasste. Ohnmächtig nahm man daher nach einem Jahr auf einer weiteren Bürgerversammlung zur Kenntnis, dass die Gemeindevertreter, weil es doch nicht zu ändern sei, einen Grenzänderungsvertrag mit der Stadt Bensheim vorlegten, um noch wenigstens einige Vorteile für Gronau herauszuschneiden. An die Zeit der Selbständigkeit erinnert heute oberhalb der Förster-Weiß-Quelle ein Findling mit der Inschrift: Gronau, eigenständig bis zum 31.12.1971.

Der Findling, der an die Eigenständigkeit erinnert

Anschließend sei noch kurz auf die Entwicklung unseres Dorfes seit dieser Zeit hingewiesen. Das Bild hat sich weitgehend verändert. Nachdem schon nach dem Krieg die Straße von Zell herauf ganz neu angelegt worden war, asphaltierte und zementierte man die Orts- und Feldwege zu einem erheblichen Teil. Die Schule, aufgrund der sinkenden Schülerzahlen schon seit längerer Zeit (seit wann?) nur zweiklassige Grundschule sollte 1983 ganz geschlossen werden. Die Gronauer aber setzten sich auf einer Versammlung am 21. Februar 1983 und mit Hilfe einer umfangreichen Unterschriftenliste heftigst hiergegen zur Wehr und konnten so dies verhindern. In diesen letzten Jahren wurde Gronau aber auch kanalisiert, der Sportplatz wurde von Grund auf renoviert, ein weiteres Baugebiet "In der Lohrbach" erschlossen, die Märkerwaldstraße durch das Anlegen eines Bürgersteiges und die Installation neuer Straßenlaternen vom Ortseingang bis zur Dorfmitte sicherer gemacht und um das rege Vereinsleben zu fördern wurde ein Dorfgemeinschaftshaus gebaut, welches am  15. April 1994 eingeweiht wurde. An diesem Tag fand auch die offizielle Verschwisterung mit Pfaffenheim im Elsaß im festlichem Rahmen statt, ein Jahr später am 13.Mai 1995 wurde sie in Pfaffenheim nochmals besiegelt.

Die vielfältigen Möglichkeiten, die das neue, in der Ortsmitte gelegene Bürgerhaus der Gronauer Bevölkerung bietet, führte nicht nur zur Erweiterung der schon bestehenden Sportabteilungen, sondern auch zu etlichen Neugründungen. So nehmen mittlerweile acht Mannschaften der Tischtennisabteilung an Turnier- und Rundenspielen teil, die Skiabteilung und die Frauengymnastik verzeichnen seitdem steigende Mitgliederzahlen. Es wird Mutter-Kind-Turnen neu angeboten und auch die neuen Trends im Freizeitsportbereich wie Callanetics, Step-Aerobic, Aerobic und Rückenschule haben viel Anklang gefunden.

Auch der Männergesangverein weiß die Räumlichkeiten, die das Dorfgemeinschaftshaus bietet, zu schätzen; finden in ihm nicht nur die montäglichen Chorproben, sondern auch die traditionellen Fastnachtssitzungen und die Liederabende statt.

Die IG Kerb und auch die anderen Gronauer Vereine bzw. Interessengruppen nutzen das Haus. Private Interessenten haben es deshalb sehr schwer, einen der wenigen freien Termine zur Anmietung zu ergattern. Morgens steht das Haus dem Schulsport und der Krabbelkindergruppe zur Verfügung.

Die SG Gronau mit den Abteilungen Tischtennis, Fußball, Tennis, Ski und Frauengymnastik, hat ihr Vereinsheim in den letzten Jahren um mehr als die bis dahin bestehende Fläche vergrößert, die Ev. Kirchengemeinde Gronau-Zell die Kirche renoviert und ein behagliches Gemeindezentrum geschaffen.

Das nun auslaufende Dorferneuerungsprogramm hat nicht nur dazu geführt, daß private Investoren durch Umbau- und Verschönerungsmaßnahmen an ihren Immobilien zu einer Verbesserung des Ortsbildes beigetragen haben, sondern daß insbesondere von der nun erfolgten Umgestaltung der Ortsmitte neue Impulse ausgehen.

Gronaus Attraktivität wurde insbesondere für junge Familien durch den Bau eines neuen in Holzbauweise errichteten Kindergartens (1999) und den Erweiterungsbau der Grundschule (2000) sehr gesteigert.

Insbesondere wird die rege Vereinsarbeit von den Bürgern geschätzt. Neben den schon genannten Vereinen sind hier noch der Posaunenchor der Ev. Kirchengemeinde Gronau-Zell, die freiwillige Feuerwehr Gronau, der Spinnkreis Gronau, der VdK Gronau und der Freundeskreis Gronau Pfaffenheim zu nennen.